Grasende Kühe auf dem Dach

Thorsten Peters

Ausschusssitzung vom 14.10.2024

Grasende Kühe sollten auf mein Dach zu Hause gestellt werden, meinte Gemeinderatskollege Ingo Wörner (FDP) in seiner Erwiderung auf meinen Redebeitrag. Der Tiefbauunternehmer ist schlecht auf mich zu sprechen, nachdem ich einen Antrag zerpflückt habe, der auf den Sohn seines Fraktionskollegen zurückgeht: Leonard Wilhelmi, Geschäftsführer der Klinik Buchinger Wilhelmi.

Mit dem Antrag soll die Klinik massiv erweitert werden. Damit das nicht so auffällt, wurde die Visualisierung des Bauprojekts geschönt ‒ unter anderem mit satten grünen Matten auf den „begrünten“ Dächern. Sie sehen aus wie die Wiesen im Umland, wodurch die massive Bauweise verschleiert wird. Ich scherzte: Mich wundert, dass der Architekt nicht auch noch ein paar grasende Kühe dazu gemalt hat.

Dabei ist diese Manipulation noch vergleichsweise harmlos. Viel schwerer wiegt die Tatsache, dass nur zwei der geplanten drei Terrassenetagen eingezeichnet wurden.

Die Visualisierung ist hier zu sehen. Unterhalb des breiten Gebäudes sind zwei Reihen dunkler Fenster eingezeichnet, doch es müssten drei sein. Ob so ein Fehler versehentlich passiert, mag sich jeder selbst überlegen.

Doch schon diese aufgehübschte Visualisierung erregte den Unmut der Anwohner. Auf den ersten Blick fällt auf, wie stark sich die Gebäude aus dem locker bebauten Umfeld mit Einzelhäusern herausnehmen. Vor allem der massive Block des Haupthauses, der oben über dem Grundstück thront, und die „Villa Larix“, also der große Quader links unterhalb des Haupthauses, führten zu ablehnenden Stellungnahmen.

Ein Anwohner schrieb zurecht, dass „die geplanten Gebäudekörper aufgrund ihrer Kubatur, ihrer Baumasse und ihrer herausstechenden Höhe und Breite eine das Orts- und Landschaftsbild erheblich und nicht nur unwesentlich beeinträchtigende Baumaßnahme“ darstelle.

Der Bauausschuss hat diese Stellungnahme zu berücksichtigen und abzuwägen. Die Stadtverwaltung empfiehlt in ihrer Vorlage folgende Antwort darauf:

Anhand der Visualisierung sei „zu erkennen, dass der südliche terrassierte Anbau durch den Baumbestand so gut wie nicht in Erscheinung tritt. Das Haupthaus und der Neubau der Villa Larix verändern die Ansicht vom See aus, fügen sich aber dennoch in das Gesamtbild ein.“

Das ist eine Verhöhnung des Anwohners. Das sagte ich auch im Ausschuss. Diese Antwort kann sich der Bauausschuss unmöglich zu eigen machen. Anstatt den Einwand des Anwohners zu berücksichtigen und mit den jeweiligen Gründen für das Bauprojekt abzuwägen, wird die massive Beeinträchtigung des Ortsbildes einfach geleugnet!

Auf meine Beanstandung, dass es doch keine subjektive Frage sei, ob das Ortsbild beeinträchtigt wird, antwortete Baubürgermeister Kölschbach später entrüstet: Seine Behörde arbeite immer rein objektiv. Diesen Ball nahm ich gerne auf und stellte den Antrag, die oben zitierte Antwort solle anhand objektiver Kriterien belegt werden. Da die Behörde objektiv arbeite, dürfte das ja kein Problem sein.

Ganz egal, ob man die Kubatur, Höhe oder Breite als Krierium heranzieht: In keinem Fall würde sich belegen lassen, dass das Gebäude sich in das Gesamtbild einfügt. Mir war es wichtig festzuhalten, ob nur die Behörde gegenüber den Einwohnern so arrogant auftritt, oder auch die Stadträte. Deshalb habe ich den Antrag gestellt.

Der Antrag wurde von allen anderen abgelehnt.


Ausführliche Stellungnahme zum Bebauungsplan im Bereich der Kliniken Buchinger-Wilhelmi für die Sitzung des Ausschusses für Bau, Technik und Verkehr am 14.10.2024