Ich hatte es erwartet

Thorsten Peters

Der Paritätische ist ein Dachverband von gemeinnützigen Einrichtungen. Zu seinen Mitgliedsorganisationen gehören beispielsweise das Deutsche Kinderhilfswerk, der Arbeiter-Samariter-Bund oder die Tafel. Letzte Woche bekamen wir Stadträte ein Einladungsschreiben von diesem Verband:

„wir laden Sie als Mandatsträger*innen […] herzlich zum SEITENWECHSEL ein, um in Mitgliedsorganisationen und -einrichtungen des Paritätischen soziale Wertarbeit live zu erleben.“

Beigefügt war eine lange Liste von Besuchs- und Hospitationsangeboten. In einer Sonderschule für geistig Behinderte und in einem Pflegeheim war ich bereits früher tätig ‒ das kenne ich schon. Deshalb habe ich mir drei Einrichtungen ausgesucht, in die ich bisher noch nie Einblick hatte:

1.1 Hospitation beim Sprach- & Integrationskurs Deutsch

3.1 Besuch beim wöchentlichen Gruppenabend der UMA-Wohngruppe (UMA = unbegleitete minderjährige Ausländer)

3.4 Besuch im betreuten Jugendwohnen (junge Menschen mit Fluchtgeschichte)

Wie gefordert gab ich in meiner Anmeldung auch meine Parteizugehörigkeit mit an. Deshalb hat mich die Antwort heute nicht überrascht:

„Die Besuchskapazität bei unseren Mitgliedsorganisationen ist begrenzt. Für die von Ihnen favorisierten Angebote hatten sich zuvor schon andere Politiker*innen angemeldet, sodass wir Ihnen leider absagen müssen.“

Der Name Paritätische leitet sich übrigens ab vom lateinischen paritas, zu deutsch: Gleichheit. Der Verband rühmte sich gerne für sein Selbstverständnis, wonach jeder Mensch den gleichen Respekt verdient und gleiche Chancen haben soll. Tempi passati.