Mich erreicht eine Anfrage vom Südkurier

Südkurier-Presseanfrage

Sehr geehrter Herr Peters,

mein Name ist Cian Hartung und ich berichte für den SÜDKURIER im Bodenseekreis. Wie auf Telegram nachzulesen ist, fahren Sie am kommenden Sonntag zum Geburtstag von Johanna Findeisen zur JVA Frankfurt und ermutigen auch andere Personen aus der Region mitzufahren. Dazu die folgenden Fragen:

  • Können Sie Ihre Teilnahme an dieser Veranstaltung bestätigen?
  • Was ist Ihre Motivation hinter dem Besuch?
  • Frau Findeisen ist angeklagt, weil sie mutmaßlich Teil der Planung für einen Staatsstreich war. Inwiefern passt dieser Aufruf zu Ihrer Tätigkeit als gewählter Gemeinderat?

Bitte geben Sie mir dazu bis Sonntag, 15. September, eine Rückmeldung. Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Cian Felix Hartung

Meine Antwort auf die Presseanfrage des Südkuriers

Die Frage ist typisch für den Zustand unserer verfallenden Demokratie, wo die Macht nicht mehr verteilt im Volke liegt, sondern sich konzentriert hat und hier als Presseanfrage den Zeigefinger gegenüber einem Abweichler erhebt. Anstatt dass die Presse die unterschiedlichen Auffassungen in der Bevölkerung widerspiegelt und dem Leser das Urteil überlässt, steht das Urteil fest, dem sich jeder zu beugen hat. Wie kann ich es wagen, Johanna Findeisen in einer schweren Zeit beizustehen, nachdem der Südkurier bereits für alle zu verstehen gegeben hat, dass sie in Ungnade gefallen und gefälligst von jedermann zu ächten ist?

Es ist mir vollkommen klar, dass der Südkurier es kaum abwarten kann zu titeln: „AfD-Stadtrat organisiert Geburtstagsständchen für Reichsbürgerin mit Umsturzplänen.“ Nachdem Johanna Findeisen bereits hinreichend als Reichsbürgerin und Terroristin hingedreht wurde, wäre es doch gelacht, nicht auch noch einen AfD-Stadtrat in diese Andichtungen zu verwickeln.

Johanna Findeisen war eine engagierte Mitstreiterin für die Grundrechte während der dunklen Jahre des Corona-Regimes. Ich lehne eine Vorverurteilung von ihr ab und halte mich an die Unschuldsvermutung ‒ im Gegensatz zum Südkurier, der sie bereits per Fotomontage vor eine Reichsflagge stellte, um sogar bildlich die Assoziationen herzustellen, die es in Wirklichkeit nicht gibt ‒ Beleg genug für die Bösartigkeit dieser Zeitung.

Johanna Findeisen ist die Vorstellungswelt der sogenannten Reichsbürger fremd. Sie widerspricht ausdrücklich den Darstellungen des Südkuriers: „Ich bin zutiefst schockiert und erschüttert, was in einer öffentlichen Zeitung über mich verdreht und gelogen wurde.“ schrieb sie mir. Vor Gericht sagt sie aus: „Ich lehne jede Gewalt ab“. Das liest man sogar im Südkurier. Und nicht anders kenne ich sie ‒ mit der Aufforderung zu einem Gewaltverbrechen wäre man bei ihr schlichtweg an der falschen Adresse.

Im Gegenteil: Ihr teilnahmsvoller und fürsorglicher Charakter packte sie, nachdem sie 2021 ein inzwischen erwachsenes Opfer von organisiertem Kindesmissbrauch begegnete, das sie mit der verborgenen Welt der rituellen Gewalt vertraut machte. Seitdem recherchierte sie nach Fällen von Kindesmissbrauch in einem Milieu, wie man es von Marc Dutroux kennt. Bei dessen Prozess starben rund zwei Dutzend Zeugen, bevor sie gegen ihn aussagen konnten. Wer sehen will, erkennt wie staatliche Strukturen unterwandert und zu einem Staatsversagen führen können. Dass Johanna Findeisen nun über Jahre in Untersuchungshaft sitzt, kann damit zusammenhängen, dass sie den falschen Leuten zu nahe kam.

Genau danach zu recherchieren, wäre die vornehmste Aufgabe für investigativen Journalismus. Die Baseler Zeitung hatte das bei dem Fall getan, an dem auch Johanna Findeisen dran war. Ich kann es verstehen, wenn sich die Leute vom Südkurier da nicht dran trauen. Cian Hartung wird nicht tot in seiner eigenen Blutlache liegen und Stefan Hilser wird nicht entlassen werden wollen. Da ist es schon wesentlich angenehmer, sein investigatives Talent unter Beweis zu stellen, indem man einem oppositionellen Stadtrat nachschnüffelt.

Obwohl Johanna Findeisen nie eine Gewalttat verübt hat und die Anklage auf Absichten und Vermutungen aufbaut, wird sie einer Terroristin gleichgestellt. Im Gefängnis wird sie schikaniert und misshandelt. Zu eng gezurrte Handschellen während der Verlegung hinterließen tagelang anhaltende Hämatome an den Gelenken ‒ um nur ein Beispiel zu nennen. Was muss man davon halten, wenn gleichzeitig nachweisliche Vergewaltiger ohne Haft sofort wieder auf freien Fuß gesetzt werden? Wie weit es mit der Rechtsstaatlichkeit gekommen ist, lässt sich an diesem zweierlei Maß erahnen.

Solches Unrecht ist nur vorstellbar, solange die Mainstreampresse ihre Rolle mitspielt. Doch es kommt etwas in Bewegung. Alternative Medien dringen mehr und mehr in die Breite vor und können Falschheiten wieder richtig stellen. Eine andere Sichtweise zu Johanna Findeisen kann man sich beispielsweise über die stattzeitung.org verschaffen. Der „Reichsbürgerprozess“ als ganzes wurde vom Compact-Magazin unter die Lupe genommen. Es hat nachgewiesen, dass sich die illustre Gruppe um Prinz Reuß bereits zerstritten und aufgelöst hatte, als die Staatsanwaltschaft zuschlug.

Ich fahre heute zur Justizvollzugsanstalt nach Frankfurt nicht als Stadtrat und nicht im Namen der AfD, sondern allein aus persönlicher Verbundenheit mit einem lieben Menschen. Was meine Motivation hinter dem Besuch ist? Wem das immer noch nicht klar geworden ist, der tut mir leid. Der Opportunist genieße seinen Wohlstand und Status. Was Freundschaft bedeutet, wird er nie erleben.